Bis vielleicht zwei Wochen vor diesem Urlaub war eigentlich gar nicht klar, wohin es gehen sollte. Das ursprüngliche Ziel Südtirol war soweit vorbereitet und sogar eine GoBox für die Maut zur Österreich-Durchfahrt war schon bestellt und auch schon angekommen. Ausschlaggebend, uns für Nordspanien zu entscheiden, war die Tatsache, dass wir so Berge und Meer im Urlaub haben würden. Die Picos de Europa als relativ unbekanntes Gebirge und die Möglichkeit, auch mal an nordspanischen Stränden spazieren zu gehen, war einfach zu reizvoll. Bei den uns zur Verfügung stehenden drei Wochen war das auch von der Entfernung gut machbar und Südtirol muss nun halt noch etwas warten.
Samstag der 24.08.2019
Heute Morgen geht es wieder zeitig um 07:00 Uhr los und unser erstes Ziel ist das französische Örtchen Saint-Jean-d’Angély. Das sind fast 900 Kilometer und muss für einen Fahrtag reichen. Den Stellplatz kennen wir bereits, da wir hier 2017 auf dem Weg nach Andalusien auch übernachtet haben. Einzig das Bezahlsystem hat sich geändert und man muss zuerst eine Chipkarte erwerben und diese aufladen, um dann die Stellplatzgebühr zu entrichten. Wir haben von diesem Betreiber bereits eine Chipkarte und kennen das Procedere, was es allerdings nicht weniger kompliziert macht.
Auf dem Weg zum Stellplatz sind uns jetzt, wie auch bereits 2017, Hinweisschilder zur Île d'Oléron aufgefallen und wir überlegen, ob diese insel nicht auch eine schöne Location für einen Zwischenstopp wäre. Naja, vielleicht beim nächsten Mal. Wir machen heute noch einen kleinen Spaziergang um den See, der sich direkt am Stellplatz befinden und laufen auch noch bis zur alten Schleuse, bevor wir es uns im Wohnmobil gemütlich machen.
Heute Abend schauen wir dann auch noch, wie es morgen weiter geht. Das Wetter an der Nordküste Spaniens wird durch ein breites Wolkenband geprägt und auch bei den Picos de Europa das gleiche Bild. In der Provinz Navarra hingegen ist alles wolkenfrei, so dass wir beschließen, vorbei an den Pyrenäen nach Olite zu fahren. Das mittelalterliche Örtchen Olite liegt etwa 40 Kilometer südlich von Pamplona und ist somit nicht ganz 500 Kilometer von Saint-Jean-d’Angély entfernt. Das sollte also gut machbar sein.
Sonntag der 25.08.2019
Nach einem gemütlichen Frühstück machen wir uns heute bereits um 07:30 Uhr auf den Weg. Da wir nicht den ganzen Tag an Zeit bis Olite benötigen, fahren wir noch ein Zwischenziel an. Und zwar geht es zum Foz de Lumbier - dem Lumbier Canyon. Der Weg durch die Lumbier Schlucht ist eine alte Eisenbahn Strecke, bei der auch zwei Tunnel durchwandert werden. Der Parkplatz am Canyon ist kostenpflichtig, was sich aber mit 2,50 € in verkraftbaren Grenzen hält. Hier gibt es neben dem Weg durch die Schlucht auch einen Rundweg, welcher über den Bergrücken führt und ich glaube, so um die fünf Kilometer Länge hat. Diesen nehmen wir dann und es geht ziemlich stramm bergauf. Es ist früher Nachmittag und die Sonne brennt unerbittlich auf uns nieder, so dass Brigitte den Rückweg antritt und ich alleine weitergehe. Letztendlich ist der Weg durch die Schlucht eh der schönere Teil der Wanderung und reicht vollkommen aus.
Das letzte Stück Straße zum Lumbier Canyon ist ein einspuriger Feldweg, den wir jetzt auch wieder mit Gegenverkehr zurück müssen. Bis Olite sind es lediglich 50 Kilometer und wir kommen dann dort so gegen 18:00 Uhr an. Hier in Olite gibt es einen kostenlosen Stellplatz - das Area Autocaravanas Olite-Erriberri, der dummerweise an einer gut befahrenen Zufahrtstraße liegt. Und als ob das nicht schon ungünstig genug ist, hat man die Stellplätze direkt an die Straßenseite gelegt, statt die abgewandte Seite dafür vorzusehen. Wir können es nun nicht ändern und wählen einen der freien Plätze aus, um uns dann ein wenig im Ort umzusehen.
Zur Weinernte am letztes Wochenende im August oder am ersten Wochenende im September feiert man hier eine große Fiesta. Und wir haben das Glück, dass wir zufällig heute hier sind, die Fiesta stattfindet und wir daran teilhaben können. Hier ist heute alles mit Kind und Kegel unterwegs und in den Straßen herrscht ein ziemlicher Trubel. Was das alles bedeutet, erschliesst sich uns oft nicht direkt - auf dem Plaza Carlos III El Noble finden jedoch ziemlich schräge Gesangseinlagen statt - vielleicht ein Folklore-Gesangswettbewerb? In den engen Gässchen um den Plaza Carlos III El Noble werden für Kinder Stierrennen mit künstlichen Stieren durchgeführt, was für alle ein großer Spaß ist. Am späteren Abend gibt es dann noch ein großes Feuerwerk und die ganze Nacht wird noch hindurch gefeiert. Selbst um vier Uhr morgens ist noch laute Musik von der Bühne am Plaza zu hören.
Hier mal eine kleine Videosequenz unseres heutigen Besuchs in Olite - ca. 65MB
Im Ort auf dem Plaza Carlos III El Noble findet mittlerweile eine Prozession statt, die wir uns auch noch anschauen.
Mal abgesehen vom recht lauten Übernachtungsplatz - dem Area Autocaravanas Olite-Erriberri - hat uns Olite sehr gut gefallen. Auch das Glück, zur stattfindenden Fiesta hier zu sein, hat sicher dazu beigetragen. Aber auch sonst ist der Palacio Real de Olite sicherlich immer einen Besuch wert und man kann hier völlig frei das große Areal erkunden, einfach nur toll für die sieben Euro Eintritt pro Person.
Eigentlich sollte es jetzt in die Halbwüste Bardenas Reales gehen, aber der Plan steht unter keinem guten Stern. Statt zum Tourist Information Center Bardenas zu fahren und uns erst mal zu informieren, folgen wir irgendwelchen Wegweisern Richtung Bardenas Reales. Es gibt wohl mehrere Zugänge und nicht alle sind für ein Wohnmobil geeignet. Die Zufahrt, die wir dann erreichen, erweist sich dann als Schotter-Wellblechpiste, welche unser Wohnmobil wohl nicht am Stück überleben würde. Statt jetzt das Visitorcenter anzufahren, beschließen wir die Region Navarra zu verlassen und weiter Richtung Picos de Europa zu fahren. Im Nachhinein könnte ich mich jetzt schwarz ärgern, aber es hilft alles nichts. Ich hoffe, wir kommen da nochmals vorbei!
Für mich selbst und für andere Interessierte, zu finden ist die Tourist Information hier: Finca de Aguilares Carretera del Parque Natural, Km 6, 31513 Arguedas, Navarra, Spanien
Dumm gelaufen, wir fahren nun weiter in Richtung Westen und das Wetter wird zunehmend schlechter. Als ersten Zwischenstopp haben wir uns den Parkplatz an der Höhle Cueva de El Castillo bei Puente Viesgo im spanischen Kantabrien ausgeguckt - danke für den Tipp Karla! Hier kommen wir gegen 18:00 Uhr an und werden uns die Höhle dann morgen ansehen.
Dienstag der 27.08.2019
Während wir hier heute morgen frühstücken. füllt sich der Parkplatz, obwohl es ein normaler Wochentag ist, zusehends. Bis wir uns dann auf den Weg machen, ist hier alles komplett zugeparkt. Es gibt hier zwei Höhlensysteme, die einzeln oder auch als Kombo besichtigt werden können. Wir buchen beide Touren für zusammen 12 € pro Person. Die Touren können nur als geführte Touren gebucht werden und Spanischkenntnisse wären ziemlich hilfreich, wenn nicht sogar nötig. Die Höhlen sind für ihre 40.000 Jahre alten Höhlenmalereien berühmt und diese kann man auch ohne Spanischkenntnisse bewundern. Leider darf man in den Höhlensystemen nicht fotografieren und ich habe mich sogar daran gehalten, obgleich es ohne Blitz keinen Schaden anrichten sollte. Der Startpunkt der ersten Höhlentour liegt ungefähr 500 Meter hinter dem Gebäude des Informationszentrums, der Zweite befindet sich im Gebäude selbst.
Nach der Höhlenbesichtigung machen wir uns um 14:15 Uhr wieder auf den Weg. Da alles hoffnungslos zugeparkt ist, benötige ich Brigittes Hilfe, um hier wieder rauszukommen. Heute machen wir uns auf den Weg nach Potes, einer 1400 Einwohner Gemeinde ebenfalls in Kantabrien. Der Ort Potes eignet sich optimal zur Erkundung der Picos de Europa Region. Von der Fahrt hierher haben wir leider keine Bilder, aber manchmal war es bei entgegenkommenden Lastwagen ganz schön eng. In Potes checken wir dann auf dem Campingplatz La Viorna für die nächsten drei Nächte ein.
Mittwoch der 28.08.2019
Heute lassen wir es ruhig angehen, denn wir wollen uns lediglich ein wenig in Potes umsehen. Bis zum Zentrum von Potes sind es keine zwei Kilometer und zumindest auf dem Hinweg geht es leicht bergab. Das erste Bild ist der Blick von unserem Stellplatz - naja, es ist noch ein Zaun dazwischen und ich habe die Kamera darübergehalten. Wir gehen auf dem Weg nach Potes noch an der Rezeption vorbei und hier steht ein Schild mit Werbung für eine Jeeptour zur Ruta del Cares. Eine kurze Nachfrage, ob die Tour denn morgen durchgeführt würde, wird zuerst verneint. Da wir den morgigen Tag nicht einfach nur verstreichen lassen wollen, verspricht man uns, nochmals nachzufragen. Der Tag in Potes ist dann sehr relaxt, es werden noch ein paar T-Shirts als Souveniers gekauft und eine leckere Pizza gibt es auch.
Am Abend kommt dann die Chefin des Campingplatzes noch bei uns am Stellplatz vorbeigefahren und teilt uns mit, dass die Jeeptour zur Ruta del Cares morgen stattfinden würde und wir um 09:00 Uhr abgeholt werden würden. Es hat sich wohl noch ein teilnehmendes Paar gefunden, so dass die Gruppe nun groß genug sei.
Donnerstag der 29.08.2019
Die 14 Kilometer lange Wanderung durch die Carez Schlucht führt von Caín nach Poncebos oder halt umgekehrt. Empfehlenswert ist es, die Wanderung in Caín zu starten, da man ab Poncebos zuerst einen nicht unerheblichen Aufstieg meistern muss. Ursprünglich hatten wir geplant, mit dem Wohnmobil nach Caín zu fahren und dann nur einen Teil der Strecke zu laufen und dann wieder umzukehren. Letztendlich sind wir froh, es nicht so gemacht zu haben, denn die Strecke nach Caín ist einspurig mit nur ganz wenigen Ausweichstellen. Weiterhin hat man in Caín dann nur wenige enge Parkplätze, welche natürlich nicht kostenlos zu haben sind.
Um 09:00 Uhr werden wir dann von Santos an der Rezeption abgeholt. Allerdings fährt Santos keinen Jeep, sondern einen Toyota Land Cruiser, aber was solls. Leider spricht Santos kaum Englisch und wir gar kein Spanisch, es bleibt also bei ein paar groben Floskeln. Weiter geht es dann unsere Reisegruppe vervollständigen, was dann an einer Pension schnell vonstatten geht. Ein mich an Heinz Erhardt erinnernder Franzose und seine Partnerin steigen zu uns in den Wagen. Vor allem, ich nenne ihn jetzt einfach mal "Heinz", war für uns eine gute Fügung. Heinz spricht neben französisch, auch sehr gut deutsch und spanisch, so dass wir uns mit seiner Hilfe noch sehr nett miteinander unterhalten können.
Santos fährt dann die Straße Richtung der Seilbahn von Fuente Dé und ich bin ein wenig irritiert, da die Straße in Fuente Dé endet und nicht nach Caín führt. Santos fährt dann grüßend an den Parkordnern von Fuente Dé vorbei und steuert dann über einen kleinen Feldweg in die Berge hinein. Jetzt geht es mit zwei Stopps über teils spannend schmale unbefestigte Wege durch eine fantastische Bergwelt der Picos de Europa Richtung der LE-2703, welche uns dann nach Caín führt. Hier in den Picos de Europa grenzen drei Regionen Spaniens aneinander - die autonome Region Kantabrien, Kastilien mit der Provinz Leon und etwas weiter nördlich das Fürstentum Asturien. Während unserer Fahrt Richtung Caín überschreiten wir hier mitten in den Bergen dann die Grenze zwischen Kantabrien und Kastilien mit den besten Aussichten auf die Picos de Europa, die man sich wünschen kann.
Santos setzt uns in Caín am Startpunkt der Ruta del Cares, auch die göttliche Schlucht genannt, ab und wir verabreden uns für etwa vier Stunden später in einem Lokal am Wegesrand in Poncebos. Die Wanderung durch die Schlucht entlang des Cares Flusses ist mit 14 Kilometer angegeben, die Autofahrt von Caín nach Poncebos sind hingegen 105 Kilometer und man ist dafür bei den kurvigen Straßen mindestens zweieinhalb Stunden unterwegs. Leider hat sich der Himmel wieder ein bisschen zugezogen und die Sonne lässt sich nicht so richtig blicken. Aber die Wanderung ist trotzdem einfach nur grandios und daher sind es auch wieder viel zu viele Bilder geworden.
Die ganze Ruta del Cares ist nicht einfach nur spektakulär, sondern auf sehr gut zu laufen. Vor den doch teils in den Fels gehauenen steil abfallenden Wegen habe ich mir zu Beginn ein wenig Sorgen gemacht, aber auch als nicht ganz höhenfester Wanderer ist das gut machbar. Wichtig ist hingegen gutes Schuhwerk, was sich vor allem beim Abstieg nach Poncebos bemerkbar macht. Unser Heinz war da nicht so gut ausgestattet, man sieht es auf dem Bild - wo Brigitte auf dem Rost steht, steht Heinz mit gelber Hose und seinen Slippers daneben - und das ist nicht ganz ungefährlich. Während Heinz und seine Partnerin auf der Wanderung im gleichen Tempo, wie wir unterwegs ist, verlieren sie beim Abstieg zirka 30 Minuten.
Bei unserer Wanderung sind wir jetzt von Kastilien ins Fürstentum Asturien gewechselt und das verabredete Lokal in Poncebos ist dann schnell gefunden. Wir essen und trinken eine Kleinigkeit und nachdem Heinz mit Partnerin und auch Santos eingetroffen ist, machen wir uns bald auf den Rückweg. Wieder geht es auf unbefestigten Schleichwegen durch die Berge, allerdings sieht man mittlerweile kaum die Hand vor Augen. Alles liegt in den Wolken und man erkennt die Abgründe rechts und links des auf dem Grat führenden Weges nicht. Die Tour hat 50 € pro Person gekostet und war jeden Euro wert, eine absolute Empfehlung von uns.
In Riaño angekommen, fahren wir direkt den etwas oberhalb des Ortes gelegenen gleichnamigen Campingplatz an. Es geht hier gut den Hang hinauf und entsprechend schön ist auch die Aussicht auf den Ort und die Berge. Wir checken für eine Nacht ein und haben freie Platzwahl. Kurz nach uns kommt auch noch ein weiterer Camper mit Kastenwagen und sucht sich etwas abseits ein Plätzchen. Die Schiebetür geht auf und die Frau beginnt mit ihrem Handy zu telefonieren, während der recht große Schäferhund aus dem Wagen springt und die Umgebung erkundet. Und was macht ein Hund, wenn er nach einer Tour wieder raus kann, er macht sein Geschäft. Und der hier macht sogar ein recht großes, einmal hinter unserem Wohnmobil und einmal ein Stück weiter. Scheint die telefonierende Dame aber nicht zu interessieren und erst als ich hingehe und sie darauf anspreche, werden die Haufen entfernt. Ist zwar blöd, wenn man darum bitten muss, aber damit ist die Sache erledigt.
Wir haben es nun ein wenig eilig, denn wir benötigen noch Brot. Der Supermercado Mauricio hat noch bis 14:00 Uhr geöffnet und dann erst ab 17:00 Uhr wieder, was uns aber zu spät wäre, um in den Ort zu laufen. Der Weg vom Campingplatz in den Ort ist nicht unbedingt der Schönste und führt immer an der Straße entlang, aber wir schaffen es noch rechtzeitig und der kleine Supermarkt hat noch geöffnet. Mit dem Brot im Rucksack schauen wir uns dann den Ort noch ein wenig an. Zuerst geht es vom Club Nautico Embalse de Riaño einen schönen Weg am See entlang bis zur Iglesia de Nuestra Señora. Weiter geht es noch ins Zentrum zur Plaza Cimadevilla, wo wir uns die Pfahlbauten und andere Ausstellungsobjekte anschauen.
Auf besonderen Wunsch von Brigitte wurde das direkt folgende Bild noch eingefügt. Zu sehen gibt es hier neben dem begnadeten Sportler im Vordergrund, auch im Hintergrund den oben genannten schönen Weg am See.
Anschließend geht es wieder hoch zum Campingplatz, wo wir den Tag ruhig ausklingen lassen. Zum Sonnenuntergang geht es dann den Berg noch weiter hoch zu den beiden Aussichtspunkten Mirador de Las Hazas und Mirador de Valcayo. Die Aussichtspunkte sind aber recht nah am Campingplatz und es ist nur ein kleiner Spaziergang.
Heute verlassen wir Riaño bereits wieder. Der Campingplatz hier ist sehr schön gelegen und bietet eine tolle Aussicht, aber viele mögliche Aktivitäten sind uns hier nicht aufgefallen. Unser erster Stopp ist dann der Ort Hospital de Órbigo, welcher am Jakobsweg liegt und durch die mittelalterliche Brücke Puente de Orbig berühmt wurde. Hier wurde der Paso Honoroso, ein ritterlicher Zweikampf vom leonesischen Ritter Suero de Quiñones ausgefochten. Und zwar hat der Kerl hier alle nach Santiago de Compostela pilgernden Ritter herausfordert und wohl keinen Zweikampf verloren. Wir schauen uns die recht lange Brücke an und laufen auch kurz durch den Ort, bevor es wieder weiter geht.
Unser nächstes Ziel ist Astorga, wo wir die Catedral de Santa María de Astorga aus dem 15. Jahrhundert und den Palacio Episcopal - den neogotischen Bischofspalast - von Antoni Gaudí besichtigen. Die Kultur hält sich allerdings in Grenzen und wir schauen uns beides nur von außen an. Der Parkplatz ist hier direkt zentral nebenan und nebenbei auch noch kostenlos.
Wir schauen uns ein wenig um, der Garten des Palacio Episcopal von Antoni Gaudí ist leider noch geschlossen, aber darauf warten wir nicht und machen uns wieder auf den Weg zu unserem nächsten Ziel, dem Cruz de Ferro. Das Cruz de Ferro befindet sich am mit 1500 Metern zweithöchsten Punkt des Jakobswegs dem Camino Francés am Monte Irago. Nur der Somport-Pass auf dem aragonesischen Weg ist laut Wikipedia auf dem Jakobsweg höher gelegen. Das Kreuz steht hier in einem Steinhaufen, der von den Pilgern durch mitgebrachte Steine immer weiter vergrößert wird.
Wenn ich gewusst hätte, dass man mit dem von Zuhause mitgebrachten und hier abgelegten Stein auch seine Sünden mit ablegt, hätte ich sicherlich auch einen dicken Stein dabei gehabt. Ursprünglich hatten wir vor, hier oben zu übernachten und haben den Wagen auch schon etwas abseits abgestellt. Es ist allerdings noch ziemlich früher Nachmittag und allzuviel machen kann man hier auch nicht.
Also beschließen wir weiter zu fahren, allerdings macht uns das Schild im letzten Bild ein wenig Sorgen. Da uns der Begriff El Acebo zuerst nichts sagt, brauchen wir ein wenig, bis wir erkennen, dass hier die Ortsdurchfahrt für El Acebo de San Miguel eine Höhenbegrenzung hat. Unser Wohnmobil ist mit Aufbauten 3,1 bis 3,15 Meter hoch, also nur geringfügig höher als die 3 Meter Höhenbeschränkung. Weil wir nicht unbedingt wieder zurückfahren wollen, beschließen wir, das Risko einzugehen. Notfalls müssen wir halt wenden, wenn es nicht mehr weiter gehen sollte.
Kurz vor dem Bergdorf El Acebo de San Miguel kommt dann noch ein weiteres Schild mit einer Höhenbegrenzung, diesmal sind es jedoch vier Meter, was uns dann ziemlich beruhigt. Die Ortsdurchfahrt mit den auf die Straße zeigenden Holzbalkonen ist dann trotzdem sehr spannend und wir sind froh, als wir heil durch sind und kein Kulturgut zerstört haben.
Wir hätten gerne mal in El Acebo de San Miguel angehalten und uns ein wenig umgeschaut, was aber nicht geklappt hat. Das ist auch der Nachteil schlechthin eines größeren Wohnmobils, man findet nicht so schnell eine Haltemöglichkeit und meist bleibt es vor Ort, auf dem Stell- oder Campingplatz dann stehen, da einem der Aufwand für einen Ausflug mit dem unhandlichen Teil zu hoch ist. Vielleicht ist das aber auch nur bei uns so. Unser nächster Halt ist in Molinaseca. Molinaseca ist auch wieder eine Gemeinde am Jakobsweg in der Provinz León und eine Haltemöglichkeit in der Durchgangsstraße Travesía Manuel Fraga ist diesmal schnell gefunden.
Molinaseca gefällt uns auf Anhieb sehr gut und unterhalb der römischen Brücke über den Río Meruelo badet zur Zeit wohl die halbe Gemeinde im Fluss. Der Ort macht einen sehr gepflegten Eindruck und irgendwie bekommt man gute Laune, wenn man dem entspannten Treiben hier zuschaut. Ein Parkplatz in einer Seitenstraße lädt auch Wohnmobilfahrer zu einer Übernachtung ein. Es gibt hier am Rand vier oder fünf Stellplätze und sogar eine Ver- und Entsorgung ist vorhanden. Wir parken unser Wohnmobil also nochmals um und bleiben über Nacht hier.
Wo wir uns nicht dran gewöhnen können, sind die Essenszeiten hier in Spanien. Alle Restaurants sind des Nachmittags geschlossen und öffnen erst gegen 20:00 Uhr wieder. Bis dahin sind wir verhungert und mit so vollem Magen schläft es sich doch auch nicht so gut. Direkt am Río Meruelo hat das Restaurant Mesón El Palacio dann bereits geöffnet und eine englisch und spanischsprachige Speisekarte gibt es hier auch. Obwohl das Restaurant nach recht einfacher Küche aussieht, bestellt Brigitte eine Pizza und ich einen Grilled Fish.
Die Pizza von Brigitte ist dann soweit in Ordnung, aber ich bekomme eine Fischsuppe statt dem Grilled Fish. Die Karte ist hier zwar auch englischsprachig, die Kellnerin versteht allerdings nur spanisch und da ist bei der Bestellung wohl was schief gelaufen. Ich beschwere mich dann nicht, sondern löffele meine Suppe halt einfach aus. Nach einer anschließenden kleinen Siesta im Wohnmobil machen wir uns am Abend nochmals zu einem Spaziergang im Ort auf und machen dabei auch wieder mal ein paar Fotos bei Beleuchtung.
Weiter geht es von hier zum nicht mal 30 Kilometer entfernten Las Médulas. Las Médulas ist eine historische römische Goldmine und die roten Bergrücken in Verbindung mit den bewaldeten grünen Tälern wirken schon toll. Seit 1997 ist die Goldmine von Las Médulas Weltkulturerbe der UNESCO. Wir sind gegen 15:00 Uhr hier und das Visitorcenter ist natürlich geschlossen, wahrscheinlich machen die erst am Abend wieder auf. Der Parkplatz direkt am Visitorcenter soll 8 € Kosten, aber der nette Mitarbeiter schickt uns zum Parkplatz hundert Meter die Straße zurück, dieser sei kostenlos. Wir laufen dann zuerst mal in die falsche Richtung, um dann doch noch die richtigen Wanderungen zu finden.
Nachdem wir zwei Picnic-Plätze mit Übernachtungsmöglichkeit angefahren haben, diese aber hoffnungslos überfüllt und kaum anfahrbar waren, sind wir ein wenig genervt. Teilweise sind das dann auch schon mal Badeplätze der lokalen Bevölkerung und man macht sich nicht unbedingt Freunde, wenn man die schmalen Zufahrtswege dann mit einem großen Wohnmobil blockiert und erstmal wieder rückwärts raus rangieren muss. Zur Übernachtung fahren wir dann schlussendlich weiter nach A Rua, eine galizische Gemeinde in der Comarca Valdeorras, hier soll es einen kostenlosen Stellplatz direkt am See Encoro de San Martiño. Dort angekommen, stellen wir erstmal das Wohnmobil ab und schauen uns um. Hier stehen zwar zwei weitere Wohnmobile rum, aber von einem Stellplatz ist nichts zu sehen. Wir stellen uns dann auch irgendwo an den Rand einer Grünfläche, direkt gegenüber dem Restaurant O Refuxio. Durch das O Refuxio haben wir den ganzen Abend ziemlichen Trubel ums Wohnmobil, denn das Restaurant ist gut besucht. Auch wir mischen uns dann unter die Gäste und haben dort gut und preiswert gegessen.
Heute möchten wir noch bis Santiago de Compostela fahren und das sind über 200 Kilometer. Aber alles läuft gut und der Check-in am Camping As Cancelas ist problemlos. Von hier bis zur Kathedrale von Santiago de Compostela im Zentrum sind es 2,7 Kilometer zu laufen, was wir dann auch umgehend machen. Eine halbe Stunde bis zum Zentrum, ein wenig Sightseeing d.h. Kathedrale angucken, Pilger beobachten und der Tag ist auch schon wieder vorbei. Auf dem Rückweg gehen wir noch in einem CarreFour einkaufen, bevor wir es uns vor dem Wohnmobil gemütlich machen.
Heute verlassen wir die Praia do Raso und den Campingplatz O Raso bereits wieder. Es hat uns hier sehr gut gefallen und wir können den Campingplatz O Raso absolut empfehlen. Die Sanitäranlagen sind schon ziemlich in die Jahre gekommen, aber immer sauber und ordentlich. Die enge Zufahrt muss man allerdings erstmal meistern. Gestern haben wir schon einen kleinen Rundgang mit Zollstock gemacht, um zu schauen, wie wir am besten wieder hier raus kommen. Die normale Schleife fahren ist nicht, ein Gebäude wurde so weit in den Rundweg gebaut, da kommen wir nicht vorbei. Also fahren wir heute rückwärts bis zum ersten, glücklicherweise leeren Stellplatz und nutzen diesen zum Drehen. Die enge Zufahrtsstraße müssen wir nicht zurück, ist ja eine Einbahnstraße und die hier herausführende Straße ist erfreulicherweise nicht so schmal.
Soweit ist also alles ziemlich entspannt und wir fahren unserem neuen Ziel Foz entgegen. Eigentlich fahren wir nicht direkt nach Foz, sondern steuern den Campingplatz San Rafael ungefähr 3 Kilometer vor Foz an. Letztendlich hätten wir auch den Stellplatz in Foz nehmen können, aber dann hätten wir sicherlich nicht diese schöne Strandwanderung hier gemacht. Der Stellplatz Eigentümer von Camping San Rafael macht einen recht lustlosen Eindruck und auch die Sanitäreneinrichtungen sind nicht besonders einladend. Naja, für eine Nacht wird es schon gehen und duschen können wir im Wohnmobil.
Das Wetter ist heute ziemlich ungemütlich, was uns aber nicht davon abhält, den wirklich schönen Spaziergang nach Foz und anschließend wieder zurück zu machen. Manchmal hat es auch einfach was, sich nur durchpusten zu lassen.
Zurück am Campingplatz finde ich dann eine ziemlich frierende Brigitte vor und das, obwohl die Sonne noch hoch am Himmel steht. Hier unter den Bäumen kommt davon aber nichts an und es liegt alles im Schatten, so dass wir nochmals zur Rezeption laufen. Wir haben einen schönen anderen Platz gesehen und fragen daher an der Rezeption, ob wir auf den Platz mit der Nummer 28 wechseln können. Diesen Platz möchte die geschäftstüchtige Dame allerdings nur an Kunden vergeben, welche auch einen Stromanschluß dazubuchen würden. Daher weht also der Wind, wir buchen den Stromanschluß dazu und wechseln anschließend den Platz.
Hier in der Sonne ist es jetzt wieder prima und wir erfreuen uns an unserem neuen schönen Stellplatz. Da der 6 Ampere Stromanchluß dann nicht funktioniert, geht es nochmals zur Rezeption und die Chefin verspricht, ein Techniker würde gleich vorbeischauen. Der Techniker ist dann ihr niederländischer Lebensgefährte, der die herausgesprungenen Sicherungen wieder rein drückt, so dass die Funktion wieder hergestellt ist. Nebenbei gesagt, Brötchen würden wir dort nicht bestellen. In der muffigen Luft, die einem aus der Luke der Rezeption entgegenschlägt, möchte man seine Brötchen keine Minute liegen haben.
Zurück am Campingplatz relaxen wir ein wenig und betrachten mit Sorge die Vorhersage der Wetterapp. Für die nächsten Tage ist für ganz Nordspanien sehr bescheidenes Wetter gemeldet und die Aussichten werden erst oberhalb von Bordeaux in Frankreich wieder besser. Wir beschließen daher hier und heute, unseren Spanienurlaub ausklingen zu lassen und morgen weiter zur Île d'Oléron nach Frankreich zu fahren. Bis zur Île d'Oléron sind es um die 850 Kilometer, so dass wir morgen recht zeitig los wollen und daher jetzt noch zur Rezeption bezahlen gehen.
Als wir das dann an der Rezeption gegenüber der Chefin erwähnen, werden wir von ihr angeherrscht - aber auf keinen Fall vor acht Uhr, da sei hier noch Nachtruhe. An der Art und Weise, wie man hier die Stellplätze zuweist und auch ein bisschen am Ausbau der Herzlichkeit kann man hier auf dem Camping Los Cantiles durchaus noch arbeiten. Aber ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass sich unter der derzeitigen Führung da was bessert. Aber egal, wir machen heute noch das Wohnmobil wieder startklar und erfreuen uns auch noch am tollen Sonnenuntergang hier.
Finished!
Weiter nach Frankreich zur Île d'Oléron